DIE FABRIK
Die alten Mauern sowie die idyllische und doch zentrale Lage im Dorf verleihen der Oberen Fabrik ihre besondere Atmosphäre und zeichnen ihre Attraktivität.
Die charakteristische Architektur aus der Zeit der Industrialisierung zeigt sich im hohen, aber schmalen Gebäude. Bei einer Raumhöhe von 4.3 bis 4.7 Metern im Fabrikteil entspricht der Lichteinfall den damaligen Beleuchtungsmöglichkeiten.
Ein Blick von unten in das Treppenhaus hinterlässt einen Eindruck dieser Architektur.
DIE GESCHICHTE
Die Geschichte der Oberen Fabrik in Sissach beginnt in den Jahren vor 1859.
Erbaut wird sie zuerst eingeschossig zusammen mit dem Wohnhaus von den Fabrikanten Köchlin & Söhne.
Das Fabrikbuch
Es enthält alle originalen Baupläne und Detailzeichnungen zum Bau und Ausbau der Fabrik.
vor und bis 1860
1855 fährt der erste Zug aus Basel in Sissach ein. Die durchgehende Strecke Basel-Olten wird 1858 eröffnet. Die Industrialisierung der Seidenbandproduktion im Oberbaselbiet ist eng mit der Entstehung dieser Eisenbahnstrecke verbunden.
1860: Erster Hinweis zum Areal der Oberen Fabrik sind die Pläne für den Anbau eines Holzschopfs an das Wohnhaus der Firma Köchlin & Söhne.
1862
Kurze Zeit nach der unteren entsteht etwas flussaufwärts die obere Seidenbandfabrik. Bauherren der Oberen Fabrik sind Köchlin & Söhne in Basel. Zwischen den Fabriken bestehen Verbindungen: Das Wasser fliesst von der Oberen zur Unteren Fabrik, das für die Beleuchtung hergestellte Gas umgekehrt.
Gemäss den Originalplänen aus dem alten Fabrikbuch wird der Fabrikteil auf seine heutige Grösse aufgestockt und das Wasserhaus gebaut.
1877
Die Firma erwirbt das südöstlich anschliessende Areal der ehemaligen Gerberei. Darauf entstehen Shedhallen und Werkstatt mit zusätzlichem Turbinenantrieb.
1881
Zur Erhöhung der Kapazität des Gewerbekanals wird zwischen Böckten und Sissach eine “Ergolzkorrektion“ vorgenommen. Auftraggeber und Financier: Sarasin & Cie.
Damit verbunden war die Überarbeitung des Wasserhauses, welches sich zwischen dem Wohnhaus und der Fabrik befand.
1882 bis 1887
1882: Sarasin & Cie. teilt sich in zwei Firmen. Unter dem Namen Rudolf Sarasin & Cie. übernimmt der Bruder von Sarasin-Sauvain die Fabriken in Sissach und Lörrach.
Der Freiraum zwischen Fabrik und Wohnhaus wird überbaut und damit neue Produktionsräume geschaffen. Gleichzeitig wird das Wohnhaus um 1,5 Stockwerke aufgestockt. Es entsteht die Obere Fabrik — wie sie heute noch erhalten ist.
1901
Die Fabrik erhält eine neue Heizung. Firma Jacques Piedbeuf aus Aachen liefert und montiert den neuen Dampfkessel.
1926
Die Rudolf Sarasin & Cie. AG kündigt die Schliessung der Produktion auf Ende August an. Davon wären 120 – 150 Leute betroffen. Vorläufig bleibt es bei der Ankündigung. Doch der Personalbestand wird reduziert.
1933 und 1934
1933: Die Rudolf Sarasin & Cie. geht in Liquidation. Zu diesem Zeitpunkt hat die Firma noch immer rund 160 Webstühle in Betrieb. Im Landrat wird darüber beraten, was mit den Fabrikwebstühlen in der oberen Fabrik geschehen soll.
1934: Die Obere Fabrik wird an die Florettspinnerei Ringwald AG verkauft.
1984
Die Produktion wird eingestellt, der Fabrikladen bleibt im ersten Stock bestehen und verkauft Restposten aus der ehemaligen Produktion.
ab 1987
Die freistehenden Räume der Fabrik werden nach und nach zur Vermietung freigegeben.
1988
Der Fabrikladen schliesst seine Türen.
2002
Die Aktien der Firma Max Wernli AG werden durch die Erbengemeinschaft Max Wernli verkauft. Der neue Inhaber Martin Zihlmann-Borner führt das Unternehmen zusammen mit seiner Lebenspartnerin Jacqueline Borner Zihlmann als Gewerbe- und Kulturhaus weiter.
2003
Der grosse Fabriksaal im Erdgeschoss wird als Kulturraum geöffnet und in den Folgejahren nach und nach um- und ausgebaut. Die ersten Hochzeits- und Geburtstagsfeste werden im Saal Etage gefeiert. Es entsteht eine Bar, die von da an regelmässig offen hat. Mit Live Konzerten, Theater und Tanzveranstaltungen entsteht im Saal Etage ein neues Kulturzentrum für Sissach und Umgebung und die Obere Fabrik wird damit für die Öffentlichkeit zugänglich.
2003 bis 2006
In diesem Zeitraum werden die leerstehenden Räume, vor allem im Fabrikgebäudeteil, durch die neuen Inhaber renoviert, unterteilt und umgenutzt und so zur Vermietung erschlossen. Nachdem zum Zeitpunkt der Handänderung 2002 10 Mietparteien die Obere Fabrik für ihre Tätigkeiten nutzten, sind es Ende 2006 bereits 23 Mieterinnen und Mieter.
2007 bis 2010
Während diesen 4 Jahren erlebt die Fabrik eine umfassende Sanierung, sowohl innen als auch aussen.
- 2007 bis 2009: Das Dach des Fabrikteils wird saniert, isoliert und mit Gauben versehen. Das Dachgeschoss wird zu einer grosszügigen Loftwohnung ausgebaut. Beide Giebelseiten werden ausgebrochen und verglast. Im gleichen Zug wird das 3. Obergeschoss komplett ausgehöhlt und neu unterteilt. Die alten, originalen Eichenfenster werden renoviert und mit Isolierglas ausgestattet. Es entstehen 7 neue Ateliers. Die Fassade des Fabrikgebäudes wird renoviert und neu gestrichen. Die Farbwahl stützt sich auf den ursprünglichen Farbton des Sumpfkalkputzes.
- 2009 bis 2010: Im gleichen Umfang wird dann der Wohnhaus- und Mittelteil saniert. Hier wird das Dachgeschoss bis und mit der Kniestockwände abgerissen und komplett neu aufgebaut. Es entstehen 2 grosse Loftwohnungen und 2 neue Ateliers. Im 1. OG wird die ehemalige Patronwohnung komplett saniert und neu vermietet. Zusätzlich entstehen 4 neue Büroräume. Sämtliche Fenster der Oberen Fabrik – bis dahin alles einfachverglaste Eichenfenster – werden durch neue, gut isolierte Fenster ersetzt. Es sind dies über 220 Fenster insgesamt.
2014 bis 2016
In diesem Zeitraum werden diverse Renovations- und Umbauarbeiten im und um das Fabrikgebäude realisiert.
- 2014: Der zweite noch erhaltene Fabriksaal im 1. OG wird unterteilt in 7 neue Büroräume.
- 2015: Das grosse Haupttreppenhaus wird komplett saniert und neu gestrichen. Gleichzeitig wird nach 114 jähriger treuer Dienste die alte Dampfheizung während der Sommermonate ausser Betrieb genommen und durch ein neues Abgabesystem ersetzt. Pünktlich zu Beginn der Heizperiode wird die Fabrik am Nahwärmeverbund angeschlossen. Zur Erinnerung an die Zeit der Dampfheizung bleiben die imposanten Heizrohre im Saal Etage erhalten.
Ende 2015 beleben 34 Mietparteien die Obere Fabrik mit ihrem Werken und Wohnen
- 2016: Mit der Neugestaltung des Fabrikareals endet vorerst die 15-jährige Umbau- und Sanierungsphase der Oberen Fabrik.
DIE FIRMA
Die Obere Fabrik AG ist ein Unternehmen im Dienste des Gebäudes und seiner Benutzerinnen und Benutzer.
Nach der Änderung der Besitzerverhältnisse im Jahr 2002 wurde die Firma Max Wernli AG auf ihren heutigen Namen Obere Fabrik AG umgetauft.
Seit 1987 bietet die Obere Fabrik ihre Räume zur Vermietung an, nachdem die Max Wernli AG ihre Produktion von Tricotwäsche 1984 eingestellt hat. Diese Räume werden vielfältig genutzt. Gewerbetreibende, Kunstschaffende und therapeutisch Arbeitende zählen zu den Mieter und Mieterinnen der Oberen Fabrik.
Die Auflistung des Raumangebotes
Das Vermietungskonzept
- Gewerberäume
- Büros
- Ateliers
- Wohnungen
- Therapieräume
- Praxis/Beratung
- Saal für Konzerte, Vorträge, Firmen- und Privatanlässe, Seminare und Schulungen
- Lagerräume
- Garagen
Zum einen bietet die Obere Fabrik günstige Räume zur freien, kreativen Gestaltung an. Zum anderen wurden in den letzten 13 Jahren rund 3200 m² Raum neu erschlossen und in einem teils zweckmässigen, teils hohen Standard ausgebaut. Dadurch sind 6 neue Wohnungen und 27 neue Büro- und Atelierräume entstanden. Gewinn und Nutzen treffen sich in der Oberen Fabrik, indem jede Benutzerin und jeder Benutzer entsprechend der individuellen Möglichkeiten einen Beitrag zur Erhaltung der alten Mauern leistet.
Firmenleitung und Philosophie
Martin Zihlmann-Borner
Inhaber und Firmenleitung
Unser Anliegen
Die Erhaltung und nach Möglichkeit Renovation der alten Mauern ist unser Bestreben, genauso wie die Förderung der Vielseitigkeit im Haus.
Eine angenehme Atmosphäre ist Voraussetzung, um die erforderliche Qualität im Arbeitsresultat zu erreichen. Unser Ziel ist, diese Voraussetzung nach unseren Möglichkeiten zu fördern und zu unterstützen. Sei es in der Beziehung zu unseren Mietern — oder durch die Verbesserung des Raumgefühls im Gebäude.